
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer - Mittelstand reagiert besonnen auf Brexit-Schock
News der KfW Bankengruppe
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt: Der deutsche Mittelstand lässt sich durch das Brexit-Votum und die Entwicklung in der Türkei nicht ins Bockshorn jagen. Das mittelständische Geschäftsklima steigt im Juli vielmehr um 0,3 Zähler auf 16,7 Saldenpunkte, nachdem es sich im ersten Halbjahr 2016 bereits kontinuierlich nach oben bewegt hatte.
Maßgeblich hierfür seien die Urteile der Mittelständler zur aktuellen Geschäftslage. Mit 27,6 Saldenpunkten – das sind 0,6 Zähler mehr als im Juni – bewerteten die Firmen ihre laufenden Geschäfte im Juli so gut wie zuletzt im April 2014; der konjunkturelle Einstieg in das 3. Quartals sei damit gelungen. Zugleich zeigten sich die Geschäftserwartungen der Mittelständler knapp stabil. Angesichts der erheblich gewachsenen Unsicherheit seit dem Brexit-Votum sei dies ein beruhigendes Signal, das von Besonnenheit zeuge.
Gänzlich spurlos gehe das Brexit-Votum dennoch nicht am Mittelstand vorbei. Insbesondere in den exportsensitiven Wirtschaftsbereichen seien erste Bremsspuren auszumachen: Im industriellen Mittelstand stagniere die Stimmung, im Großhandel bröckele sie auf hohem Niveau etwas ab.
Spitzenreiter in Sachen „Stimmung“ sei zurzeit der mittelständische Bau, dessen Klimaindikator im Juli steige und ein neues Allzeithoch erreiche. Der für die kleinen und mittleren Bauunternehmen essentielle Wohnbau dürfte mit Blick auf den prognostizierten hohen Bedarf an neuen Wohnungen noch länger ein verlässlicher Treiber der deutschen Konjunktur bleiben.
Demgegenüber seien die Unternehmensinvestitionen mit dem Brexit-Entscheid zum konjunkturellen Wackelkandidaten unter den BIP-Komponenten geworden. Verschlechterte Konjunkturaussichten in Europa und die Unsicherheit ob des künftigen Verhältnisses zu Großbritannien als drittwichtigstem Exportmarkt Deutschlands könnten die Investitionsbereitschaft schmälern.
Insgesamt stünden die Juli-Ergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Einklang mit der aktualisierten KfW-Konjunkturprognose für 2016 und 2017. Hierzu sagte Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW: „Wir setzen auf solide Zuwächse bei Beschäftigung, Konsum und Wohnbauten, denen unter den neuen Vorzeichen des Brexit aber voraussichtlich eine im Vergleich zur Vorprognose geringere Dynamik bei Exporten und Unternehmensinvestitionen gegenüber stehen wird.“ Alles in allem wachse die deutsche Wirtschaft 2016 voraussichtlich um 1,5 % und 2017 noch um 1,2 %, wobei die Verlangsamung aber ausschließlich auf die geringere Anzahl an Arbeitstagen im kommenden Jahr zurückzuführen sei. „Der konjunkturelle Ausblick ist damit zwar ziemlich unspektakulär, unter den gegebenen Rahmenbedingungen aber noch recht ordentlich – der Binnennachfrage sei Dank“, so Zeuner.
Quelle: KfW Bankengruppe
Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juli 2016 finden Sie hier.