24.08.2016

KfW-Konjunkturkompass - Deutsche Wirtschaft mit solidem Wachstum

Laut aktuellem Konjunkturkompass startet die deutsche Wirtschaft nach einem aus ökonomischer Sicht sehr guten ersten Halbjahr in robuster Verfassung in die zweite Jahreshälfte.

Aufgrund eines besser als erwartet ausgefallenen Wachstums im zweiten Quartal (+0,4% ggü. Vorquartal) revidiere KfW Research seine nach dem Brexit-Votum auf 1,5 % gesenkte Konjunkturprognose für das laufende Jahr wieder leicht nach oben auf 1,8 %. Für 2017 werde ein Wirtschaftswachstum von 1,3 % erwartet (Vorprognose: 1,2 %).
 
Im zweiten Quartal 2016 habe sich das Wachstumstempo der deutschen Wirtschaft zwar reduziert, doch der Rückgang sei weniger stark als es nach der witterungsbedingten Sonderkonjunktur für die Bauwirtschaft im Winter zu erwarten gewesen wäre. Vielmehr reiche es trotz klar rückläufiger Industrieproduktion noch zu einem leicht überdurchschnittlichen Wachstum im Vergleich zum langjährigen Trend, das sowohl vom Konsum als auch von einem positiven Außenbeitrag getragen würde. Der starke Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen sei allerdings ein Wermutstropfen, der zeige, dass die strukturelle Schwäche der Investitionstätigkeit nicht überwunden sei. Die Stimmung der heimischen Wirtschaft sei dennoch auch zur Jahresmitte weiterhin positiv, wie etwa das aktuelle ifo-Geschäftsklima Juli und der Einkaufsmanagerindex August signalisierten.
 
„Die robuste Verfassung der deutschen Wirtschaft spricht für ein Andauern der guten Binnenkonjunktur“, sagte Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Die Beschäftigung lege weiter zu und stütze den privaten Konsum sowie den Wohnungsbau. Der Staat dürfe seine Konsumausgaben infolge der Flüchtlingsmigration ausweiten, in den öffentlichen Haushalten sei ausreichend Spielraum hierfür vorhanden. „Alles in allem hat die deutsche Wirtschaft zurzeit ordentlich Rückenwind – ohne das Brexit-Votum wäre ein deutlicher Aufschwung drin gewesen“, so Zeuner.
 
Die Entscheidung der Briten gegen einen Verbleib in der Europäischen Union dürfte das Wachstumstempo jedoch erst einmal drosseln. Das Vereinigte Königreich, für deutsche Unternehmen ein bedeutender Markt, werde im kommenden Jahr nach der Prognose von KfW Research ein Wirtschaftswachstum von unter einem halben Prozent erreichen. Das bremse über den Exportkanal auch die deutsche Konjunktur, das hiesige Exportwachstum dürfte sich trotz der graduellen Aufhellung des Konjunkturbildes in den Entwicklungs- und Schwellenländern abkühlen. Dies umso mehr, da sich auch der Aufschwung in den anderen Ländern der Eurozone verlangsame und ein weiterer wichtiger Handelspartner, die Türkei, nach dem Putsch-Versuch eine Phase verstärkter politischer Unsicherheit durchlaufe. Die schwächere Exportentwicklung begrenze auch das Aufwärtspotenzial bei den Unternehmensinvestitionen.
 
„Die konjunkturelle Dynamik in Deutschland wird nach Abklingen der unmittelbaren Auswirkungen des Brexit-Votums im kommenden Jahr wieder zunehmen. Dennoch fällt die für 2017 von KfW-Research erwartete Jahresrate mit 1,3 % deutlich geringer aus“, so Zeuner. Grund sei ein Kalendereffekt: „Im kommenden Jahr können sich die Arbeitnehmer über drei arbeitsfreie Tage mehr freuen. Das sorgt aber auch für niedrigeres Wirtschaftswachstum. Etwa vier Fünftel des Wachstumsrückgangs lassen sich hierauf zurückführen.“

Quelle: KfW Bankengruppe

Den aktuellen Konjunkturkompass finden Sie hier.