
KfW-Konjunkturkompass - Realwachstum unspektakulär, aber verlässlich
News der KfW Bankengruppe
In ihrem Konjunkturkompass revidiert die KfW das für 2016 erwartete Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 1,7 % nach unten (Vorprognose: +2,0 %) und trägt so der akut gestiegenen Verunsicherung infolge der heftigen globalen Finanzmarktturbulenzen Rechnung.
Die maßgeblichen Treiber der starken Binnennachfrage hätten weiterhin Kraft und würden die Konjunktur in diesem und dem nächsten Jahr stützen: Der private Konsum profitiere genau wie die private Bautätigkeit von steigenden Erwerbstätigenzahlen, wachsenden Realeinkommen und den anhaltend niedrigen Zinsen. Darüber hinaus lasse die Zuwanderung den Bedarf an günstigen Mietwohnungen weiter steigen und die öffentlichen Konsumausgaben spürbar anziehen. Der historisch hohe Staatsüberschuss werde sinken und die Konjunktur anregen.
Hinzu komme eine fortschreitende Aufhellung des außenwirtschaftlichen Umfeldes. Der allgemeine Fokus auf die schwächelnden großen Schwellenländer wie China, Russland und Brasilien überdecke, dass es in vielen kleineren Ländern deutlicher aufwärts gehe, sodass die Weltwirtschaft bereits 2016 leicht stärker wachsen dürfte als 2015. Die großen Länder sollten sich 2017 zumindest stabilisieren, sodass sich das Weltwachstumstempo weiter beschleunigen könne. Vor diesem Hintergrund würden Exporte und Unternehmensinvestitionen anziehen. Aufgrund des zugleich zu erwartenden relativ kräftigen Importwachstums in Folge der guten Binnenkonjunktur werde der rechnerische Wachstumsbeitrag des Außenhandels gleichwohl vernachlässigbar sein.
Der Chefvolkswirt der KfW, Dr. Jörg Zeuner, sagte zu der neuen Prognose: „Ein Realwachstum von 1,7 % in den Jahren 2015 und 2016 sowie 1,8 % im Jahr 2017 ist zwar nicht gerade spektakulär. Das Tempo erscheint aber verlässlich und liegt merklich oberhalb des langjährigen Trendwachstums von 1,3 %.“ Zudem überdecke die stark wechselnde Arbeitstagezahl die erwartete spürbare Beschleunigung der unterliegenden konjunkturellen Grunddynamik in diesem Zeitraum.
KfW Research gehe zwar davon aus, dass sich die akute Verunsicherung wieder lege und sich die positiven konjunkturellen Faktoren durchsetzten. Langwierige Kontroversen in Europa wegen des Flüchtlingszustroms, Rückschläge in den Reformländern oder eine zunehmende Nervosität mindestens im Vorfeld der Abstimmung über den Brexit könnten das Vertrauen in den Aufschwung jedoch ebenso beschädigen wie ungünstige weltwirtschaftliche Entwicklungen.
Angesichts dieser erheblichen Risiken betonte Zeuner: „Dass Deutschland seine ausgezeichnete fiskalische Position – den höchsten Staatsüberschuss seit 1973 – nutzt, um die Integration der Zuwanderer zu beschleunigen, ohne die öffentliche Infrastruktur zu vernachlässigen, finde ich richtig. Eine angemessene europäische Kosten- und Lastenteilung wäre sinnvoll, erscheint mir aber wenig realistisch.“ Zeuner warnte zudem davor, dass die Unsicherheit in Europa etwa über die britische Mitgliedschaft in der EU, den Umgang mit den Altschulden Griechenlands und das Verhältnis der Mitgliedsstaaten untereinander bereits hohe volkswirtschaftliche Kosten verursache, vor allem in Form von immer wieder verschobenen Investitionen und Innovationen. Gleichzeitig gebe es eine hohe Sparquote, die immer stärker auf die Renditen drücke. Das Ergebnis seien Negativzinsen bei Bundesanleihen im Laufzeitenbereich bis zu 8 Jahren. Auch das verunsichere die Menschen, die sich Sorgen um ihre Altersvorsorge machten. Leider stoße das derzeitige Instrumentarium der EZB an seine Grenzen, solange die Absatz- und Ertragsaussichten der Unternehmer zu gering seien, um mehr Investitionen zu rechtfertigen.
Quelle: KfW Bankengruppe
Den aktuellen Konjunkturkompass finden Sie hier.