30.11.2016

KfW-Konjunkturkompass: Deutsche Wirtschaft auf gutem Kurs - doch die Unwägbarkeiten nehmen zu

News der KfW Bankengruppe

Laut aktuellem Konjunkturkompass dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden vierten Quartal einen überzeugenden Schlussspurt hinlegen und das Gesamtjahr 2016 mit einer Wachstumsrate von 1,8 % abschließen. KfW Research bestätigt damit seine Vorprognose aus dem August.

Für das kommende Jahr gingen die KfW-Ökonomen von einem BIP-Plus von 1,3 % aus (Vorprognose: 1,3 %). Die erwartete Wachstumsverlangsamung gegenüber 2016 sei dabei nur zu einem Drittel dem Nachlassen konjunktureller Zugkräfte geschuldet. Rund zwei Drittel seien auf Schwankungen der Arbeitstagezahl zurückzuführen.
 
Wie schon 2016 sei die Binnenkonjunktur auch 2017 die wesentliche Wachstumsstütze. Der Konsum bleibe nicht zuletzt aufgrund weiterhin steigender Erwerbstätigenzahlen solide aufwärts gerichtet. Der bei wieder anziehenden Verbraucherpreisen geringere Reallohnanstieg werde allerdings dafür sorgen, dass der Konsumzuwachs im Jahr 2017 etwas weniger deutlich ausfalle als 2016. Die gleiche Tendenz – anhaltend ordentliche, aber im Vergleich zum Vorjahr nachlassende Wachstumsraten – sei auch für den Wohnbau zu erwarten. Zusätzlich leicht bremsend auf die Bauaktivität dürften sich die nach der US-Wahl anziehenden Zinsen auswirken.
 
Die Unternehmensinvestitionen würden im nächsten Jahr trotz deutlich gestiegener Kapazitätsauslastung in den Industriefirmen und günstiger Finanzierungsbedingungen nur moderat zulegen. Vor allem für die deutsche Exportwirtschaft seien die Unwägbarkeiten derzeit groß, viele Firmen dürften deshalb bei ihren Investitionsplänen vorerst in Wartestellung bleiben. Nach der Präsidentenwahl in den USA hänge das Damoklesschwert einer protektionistischeren Weltwirtschaft über der Exportnation Deutschland. Auch die künftigen Beziehungen zum Vereinigten Königreich seien nach dem Brexit-Referendum weiterhin völlig unklar. Die USA seien für Deutschland der wichtigste, Großbritannien der drittwichtigste Exportmarkt. Beide Länder zusammen nähmen rund 40 % der deutschen Direktinvestitionen auf.
 
„Die deutsche Wirtschaft fährt auf gutem Kurs – doch der Ausblick auf 2017 gleicht der Fahrt in ein dichtes Nebelgebiet hinein, in dem das Schiff leicht vom Kurs abkommen kann“, fasste Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, seine Erwartungen für die konjunkturelle Entwicklung zusammen. Die Abstimmungen in den USA und Großbritannien hätten binnen weniger Monate protektionistische Bestrebungen auf einen Spitzenplatz in der Tabelle der globalen Risiken katapultiert. „Jenseits des Atlantiks stehen Anfang 2017 wichtige und wohl heftig umstrittene wirtschaftspolitische Richtungsentscheidungen an. Diesseits des Atlantiks sieht der Kalender bereits Anfang Dezember ein wichtiges Referendum in Italien und die Wiederholung der Präsidentenwahl in Österreich vor. Im Jahr 2017 folgen Parlamentswahlen in Frankreich und den Niederlanden, die auch in Kerneuropa eine zunehmende Präferenz für Abschottung und Protektionismus zum Ausdruck bringen könnten. Im Hintergrund schwelen die Spannungen mit der Türkei sowie mögliche Kontroversen im Umgang mit vor allem italienischen Banken in Schieflage. Was aus all diesen politischen Unwägbarkeiten folgt, ist noch völlig offen.“

Quelle: KfW Bankengruppe

Den aktuellen Konjunkturkompass finden Sie hier.