
Sonnige Finanzierungskonditionen, Baseler Schatten
News des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)
Die jüngste DIHK-Umfrage zum Finanzierungszugang zeigt: Die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen in Deutschland hellen sich auf. Die guten Konditionen sind vor allem eine Folge der nach wie vor stabilen Konjunktur sowie der niedrigen Zinsen.
30 Prozent der Unternehmen benötigten derzeit gar kein Fremdkapital.Insgesamt sorgten sich nur noch 10 Prozent der Unternehmen um die Finanzierung. Anders die Finanzinstitute – sie könnten den Optimismus nicht teilen und zeigen sich besorgt.
Denn die Margen im Kreditgeschäft der Banken und Sparkassen schrumpften. Und Wertpapiergeschäfte mit Neuemissionen würden der kreditgebenden Wirtschaft kaum über die Runden helfen. Sinkende Ertragsaussichten erschwerten es, die Eigenkapitalausstattung zu erhöhen – dabei seien das die Sicherheitspolster für Krisenphasen. So schätze die Finanzwirtschaft ihre Geschäftslage mittlerweile deutlich schlechter ein als zu jedem Zeitpunkt in den letzten sechs Jahren. Das Kreditgewerbe blicke zudem äußerst pessimistisch nach vorne: Die Erwartungen fielen inzwischen sogar schlechter aus als in der Finanzkrise 2008.
Das habe irgendwann auch negative Auswirkungen auf die kreditnehmende Wirtschaft zur Folge: So hätten bei der Exportfinanzierung der Industrie in den letzten Jahren nur wenige Betriebe von Schwierigkeiten berichtet. Nun verdoppele sich der Anteil mit Problemen in diesem Segment auf 9 Prozent. Zudem würden die Baseler Regulierungen ihre Schatten voraus werfen: Finanzinstitute schienen bereits zu antizipieren, dass sich im Zuge des sogenannten „Basel IV“-Prozesses insbesondere die Bereitstellung von Kreditlinien an exportorientierte Unternehmen systematisch verteuert. Basel IV betreffe insbesondere die Berechnung der erforderlichen Eigenmittel im Hinblick auf gesetzliche Mindestkapitalanforderungen. Finanzinstitute müssten einen Anstieg dieses regulatorischen Kapitalbedarfs durch mehr Eigenmittel auffangen – oder ihr Kreditgeschäft und die Exportfinanzierung einschränken.
Um der wachsenden Schere bei den Finanzierungskonditionen zwischen Großunternehmen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) entgegenzuwirken, wolle die EU den sogenannten KMU-Korrekturfaktor bei den Mindestkapitalanforderungen für Finanzinstitute ausbauen. Der KMU-Faktor reduziere den Kapitalbedarf bei der Kreditvergabe an KMUs. Dies sei aus Sicht des DIHK ein Schritt in die richtige Richtung. Ein verlässlicher Rechtsrahmen für den KMU-Faktor würde zugleich dem Kreditgewerbe Planungssicherheit geben und den Finanzierungszugang von KMUs sichern helfen. Der Gesetzgeber solle darüber hinaus die Möglichkeiten der Bündelung von kurzfristigen Exportkrediten (Verbriefung) zur längerfristigen Refinanzierung der Finanzinstitute stärken. Ferner würde ein passender Rechtsrahmen für Wagniskapital und Investmentbesteuerung die Langfristfinanzierungen der Wirtschaft zum Beispiel durch Versicherungen und Investmentfonds verbessern.
Quelle: DIHK
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